Die Verlobung

Hinweis: Der nachfolgende Tatsachenbericht wird aus der Perspektive von Daniel beschrieben und spiegelt (an so mancher Stelle mit einem leichten Augenzwinkern) das subjektive Empfinden eines Mannes wieder, der zum ersten Mal an "seine nervlichen und mentalen Grenzen gegangen ist"! ;-)

"Aus Männersicht kann ich im Nachhinein nur sagen: Ich habe hohen Respekt vor allen Männern, die diese eine "Frage aller Fragen" bereits gestellt haben und drücke allen Jungs, die diesen Schritt noch vor sich haben, mit einem großen Grinsen im Gesicht die Daumen! In meinen Augen gibt es nichts Vergleichbares (zumindest bisher nicht), was einen nervlich sooo aus der Bahn werfen kann und mich auch geworfen hat!

Doch fangen wir am besten ganz von vorne an:
Zu Beginn diesen Jahres traf Angi eine folgenschwere Entscheidung: Denn dieses Jahr sollte unser gemeinsamer Sommerurlaub nach Gozo (Malta) führen. Was Angi zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte: Für mich stand seit langer Zeit fest, dass, wenn es einmal gemeinsam nach Gozo geht, hier auch die "Frage aller Fragen" gestellt werden sollte. 
Doch warum Gozo? Nun, dafür muss man wissen, dass Angi 2011/2012 auf dieser wunderschönen kleinen Insel, welche mit Comino zur Inselformation Maltas gehört, gelebt und gearbeitet hat und so eine ganz besondere Verbindung zu diesem Ort hat. Ein Ort voller Erinnerungen, in welchen Angi noch heute immer wieder gerne schwelgt. 
Da war es naheliegend, dass es für mich nur EINEN wirklich perfekten Ort für diese besondere Frage geben konnte. Und mit der Entscheidung "dieses Jahr geht es nach Gozo" war für mich klar - nun ist es tatsächlich soweit. 
Der Urlaub war gebucht und während Angi nichts ahnend die Urlaubsvorbereitungen traf, gingen bei mir heimlich die "Verlobungs-Vorbereitungen" los. 
 
Ganz klassisch nutzte ich einige Wochen zuvor die Gunst der Stunde und hielt, wie es sich traditionell gehört, bei Angis Papa um die Hand seiner Tochter an. 
Auch hier ist bereits anzumerken: Man kann sich zuvor den besten Text ausdenken, wie man bei dem zukünftigen Schwiegerpapa um den Segen für eine Vermählung bittet - schlussendlich kann man froh sein, wenn bei dem Gebrabbel und Gestammel, was man dann in diesem Moment hervorbringt, überhaupt noch etwas zu verstehen ist! Kurz um: Zumindest MIR ist bereits hier der Popo ziemlich auf Grundeis gegangen! ;-)
Am 20.07.2019 erreichten wir beide nach einer eher turbulenten Anreise mit Flugverspätungen, Hotelüberbuchung etc. endlich die kleine Insel Gozo. Damit auch ich einmal einen Einblick in die Schönheit dieser Insel bekommen konnte, war der nächste Tag zunächst dafür geplant, eine kleine Erkundungstour mit den hiesigen Hop-On/Hop-Off Bussen zu machen. 
Da bereits klar war, dass zwei Tage später auch Angis Eltern zu diesem Urlaub dazustoßen werden, stand nur der 22.07.2019 als perfekter Tag zur Verfügung! Der Countdown lief!
Und dann kam der 22.07 und ich wusste: Nun gibt es kein Zurück mehr! 
Wer mich kennt weiß, dass mich normalerweise nichts wirklich aus der Fassung bringen kann. Doch schon den ganzen Tag verbrachte ich mit einem gefühlten Puls von 180! Den Ring gut versteckt in einem doppelten Boden der Foto-Tasche zählte ich förmlich die Stunden bis der Abend näher rückte. Auch einen wunderschönen Badetag in einer der kleinen versteckten Bucht von Gozo konnte ich nur begrenzt genießen, denn meine Gedanken kreisten ständig um das, was wohl an diesem Abend passieren würde. 
Klar, die Wahrscheinlichkeit auf ein "Nein" war ziemlich klein.
Doch wird ihr der Ring gefallen? 
Will sie überhaupt schon heiraten?
Wird alles so sein, wie ich mir es bereits seit Monaten in meinen Gedanken ausgemalt hatte?

Die Minuten und Stunden zogen einfach nur so an uns beiden vorbei und dann war es tatsächlich soweit: 
Obwohl Angi zunächst gar keine Lust auf einen "romantischen Abend mit Sonnenuntergang" hatte, lies sie sich von mir dann doch dazu bewegen, gemeinsam zum ehemaligen "Azure Window"  zu fahren - Einem Ort, welchen Angi mit vielen tollen Erinnerungen verbindet und an dem man einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen kann. 
Zunächst verlief alles so gar nicht nach Plan: Unbeschreiblich viele Touristen erkundeten zeitgleich diesen Ort, ein Vater übte mit seinem Sohn die Flugkünste seiner Drohne und ein augenscheinliches "Instagram-Model" schien den Sonnenuntergang als perfekten Hintergrund für ihre doch ziemlich albern gestellten Bilder und Posen auserkoren zu haben. 
In Momenten wie diesen stellt sich mir des Öfteren die Frage: Entweder ist dies gerade "versteckte Kamera" oder das Schicksal genießt es, auf ziemlich sadistische Art und Weise meine Nerven zu testen!

Doch nachdem sich sogar zum krönenden Abschluss noch zwei Schiffe vor die untergehende Sonne geschoben hatten, kehrte langsam die erhoffte romantische Stimmung ein. 
Ja, ihr habt richtig gelesen! Zwei (!!!) Schiffe schoben sich, wie es in keinem Comedy-Film hätte besser dargestellt werden können, direkt vor die Sonne! Großartig! Doch wir hatten Glück: Bevor die Sonne komplett im Meer versunken war, zogen die Schiffe dann doch endlich weiter. Jetzt war ja endlich fast alles perfekt! Aber auch nur fast! Zwischenzeitlich meldete sich nämlich das Hotel per SMS, was nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug. Ich hatte vorab bereits mein Vorhaben mit dem Hotel besprochen und diese sollten, soweit Angi "Ja" sagt, das Zimmer schön herrichten mit Ballons, Obstkorb, Champagner, Rosen etc. Und während ich schon fast zur Frage ansetzen konnte, kam die SMS vom Hotel: "And? She said yes?" Wow, Angi hatte die Nachricht zwar nicht mitbekommen, doch mein Herzschlag war jetzt bis zum Hals zu spüren.
Als die Sonne vollkommen im Wasser versunken war und Angi das Geschehene mit den Worten "Plumps, jetzt ist sie weg!" auf doch eher unromantische Art und Weise abrundete, hielt ich bereits den Ring in der Hand. Sie hatte von alle dem überhaupt nichts mitbekommen und ich glaube, wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten wir jetzt auch langsam zum Abendessen gehen können. Die einzigen Gefühle, welche Angi zu diesem Zeitpunkt verspürte, war wohl das Grummeln in ihrem Bauch, allerdings hervorgerufen durch Hunger!

Da wir direkt an den Klippen saßen, war der Platz vor ihr doch recht begrenzt und es glich eher einem Balance-Akt, was nun folgte. Während ihre Augen immer größer wurden und sie anscheinend nun langsam begriff, was hier vor sich ging, kletterte ich vor Angi, kniete mich (soweit der Klippenrand dies zuließ) und stellte die Fragen aller Fragen!
Auch hier ist kurz anzumerken: Was auch immer man sich Monate vorher im "coolen Kopf" so ausmalt hatte und wie entspannt man sich diesen Moment vorab vielleicht vorgestellt hat: Ich kann nur für mich sprechen und sagen, dass ich noch nie zuvor solches Herzrasen verspürt habe und auch so noch nie aus der Bahn geworfen wurde! 

Auch Angi bestätigt im Nachhinein: Dieser Moment war so skurril, so emotional und bildete einen solchen Ausnahmezustand, dass man jetzt rückblickend gar nicht mehr so richtig wiedergeben kann, was dort in dem Moment gesagt wurde! Kopf und Herz machen sozusagen einen totalen Mega-Salto! 
Wir beide waren natürlich überglücklich und meine Verlobte (ich liebe den Begriff!!!) konnte nicht aufhören, auf ihre Hand zu schauen! Da sie nie zuvor Ringe getragen hatte, war dies nun das erste Schmuckstück an ihrer Hand.
Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, für diesen Abend das Handy auszuschalten, konnten wir uns nicht zurückhalten, machten direkt Fotos und überbrachten unseren Familien noch an den Klippen die frohe Botschaft! 
Wenn ich nun zurückdenke bin ich froh, dass wir ein paar Bilder gemacht haben. Den Moment in Bildern festzuhalten ist etwas ganz Besonderes und bekommt man definitiv nie wieder...
Natürlich nahm der Abend noch lange kein Ende. Zunächst mussten wir erst einmal mit einem leckeren maltesischen Weinchen in einem wirklich tollen Restaurant direkt in der Nähe anstoßen! Und ich hatte jetzt natürlich die Aufgabe, Angi in diese "neue Situation" abzuholen, denn im Gegensatz zu ihr hatte ich ja jetzt bereits einige Monate Vorsprung im Thema "Hochzeit".
Müde, aber überglücklich ging es einige Zeit später zum Hotel zurück, doch als Angi das Zimmer betrat traute sie ihren Augen nicht: Das Hotel-Management hatte sich wirklich beste Mühe gegeben und in unserer Abwesenheit das gesamte Zimmer verwandelt. Das rundete den Abend noch einmal zusätzlich ab und da kann ich nur für uns beide sprechen: Schöner und passender hätte es für UNS nicht sein können!
Es hat nicht wirklich lange gedauert und schon war auch Angi völlig im Hochzeit-Modus. Bereits im Urlaub wurden Hochzeitskleider gegoogelt, Locations verglichen usw. Ich würde sagen: Mission "Verlobung" erfolgreich abgeschlossen!

Wir freuen uns riesig auf die Zeit, welche uns jetzt bevorsteht und genießen wirklich jeden einzelnen Moment. 
Und bei einer Sache bin ich mir sicher: So aufregend und nervenaufreibend das Thema "Verlobung" für mich war - ich würde Angi immer und immer wieder fragen!"